Preisausschreiben

Was wäre ein öffentliches Ereignis ohne Preisausschreiben? Zum Abschluss der Veranstaltung hin wurden Restbestände der Marken zu 10 Pf. und 20. Pf. mit schwarzem Preisrätselaufdruck "E. EL. P." versehen und ab 22. Juni vertrieben. Unklar bleibt bisher, ob die hierfür vorgesehenen Marken bereits zuvor reserviert worden waren, oder der Geistesblitz während der Veranstaltung gekommen ist, also echte Restbestände verwertet wurden. Wie dem auch sei, es galt, die Bedeutung der vier Buchstaben zu erraten. Immerhin 600 als Luftpostkarten und an die "Flugpost Darmstadt" adressierten Lösungen gingen beim Veranstalter ein. Für die richtige Lösung war eine Zeppelin-Freifahrt im Werte von 250 Mark ausgesetzt. Nach der Überlieferung war durch die irreführende Anordnung der Punkte in dem Aufdruck die Lösung erschwert worden, weil nur ein Preis zur Verfügung stand und deshalb, wenn möglich, nur eine richtige Lösung eingehen sollte. Falls richtige Lösungen von mehreren Personen eingingen, sollte der Preis in Höhe von 250 Mark nach Köpfen aufgeteilt und bar ausgezahlt werden, die Luftschifffreifahrt also entfallen. Ging keine richtige Lösung ein, verfiel der Preis der Armenkasse.

Richtig war die Lösung EX EST LUFTPOST (übersetzt: Aus ist Luftpost). Nur einmal ging diese ein, und zwar von Fräulein Lilli Eiermann aus Nürnberg, auf dem Luftweg mit Sonderstempel Frankfurt (Main), 23.6.1912, übermittelt. Soweit die offizielle Version.

Klare Überlegung hierbei, der Veranstalter war daran interessiert, nur eine richtige Antwort zu bekommen, sonst hätte der Betrag entweder der Armenkasse zugeführt, oder aber unter den mehreren Gewinnern aufgeteilt werden müssen. Der Freiplatz ließ sich dagegen leicht zu günstigeren Konditionen einschieben. Daher ist es eher wahrscheinlich, dass die Lösung erst im Nachhinein zu der richtigen erklärt wurde. Denn dass der Veranstalter einen derart kuriosen, eher sinnfreien Satz, der zudem noch lateinische Begriffe enthält, vorgab und dazu noch eine entsprechende Lösung einging, ist weniger wahrscheinlich als ein Hauptgewinn im Lotto. Deshalb wurde mitunter spekuliert, dass die Lösung der Gewinnerin zuvor verraten worden sei.

Was die Buchstaben wohl wirklich bedeutet haben, erklärt sich aus dem Namen der Schirmherren, des hessischen Großherzogpaares, und dem der Veranstaltung: E. EL. P. hieß mit hoher Wahrscheinlichkeit "Eleonore-Ernst-Ludwig-Postkarten­woche". Und deshalb wurde diese Deutung auch viel zu häufig als Lösung eingesandt. Gleichwohl wird hier die offizielle Version vertreten, auch wenn bestimmt ein kleiner Schwindel dahinter steckt.

Zu allem Unglück ist das Luftschiff "Schwaben" knapp eine Woche nach der Veranstaltung bei der Landung in Düsseldorf abgebrannt, so dass der Preis über ein Schwesterluftschiff der Gewinnerin zuteil geworden ist.