Vorbereitung

Zunächst galt es für den Veranstalter die technischen Voraussetzungen für die erstmalige Beförderung der Post auf dem Luftwege zu schaffen. Mit der DELAG und den Euler-Werken konnten die damals führenden Entwickler und Betreiber von Luftfahrzeugen gewonnen werden. Mit diesen hatte die Großherzogliche Zentrale die Beförderung der Flugpostkarten mit dem Zeppelin-Luftschiff "Schwaben" und durch das Euler-Flugzeug "Gelber Hund" im Rhein-Main-Gebiet vereinbart. Dabei war das Patronat bemüht, die Luftbeförderungskosten möglichst niedrig zu halten, da es sich um eine Wohltätigkeitsveranstaltung handelte. Während der befreundete August Euler die Flugzeugaufwendungen aus eigenem Budget finanzierte, ist bekannt geworden, dass die DELAG ihr Luftschiff immerhin für die erste Fahrt unentgeltlich zur Verfügung stellte, von da ab aber für den 20 kg-Sack Postkarten 50 Mark berechnete und dementsprechend die zweite Postbeförderung mit rund 1.000 Mark zu Buche schlug.

Der Deutschen Reichspost wurde die Aufgabe zugedacht, die in die regulären örtlichen Briefkästen eingeworfenen Postkarten auszusortieren und der jeweils nächstgelegenen Sonderpost­abfertigungs­stelle zum dortigen Abstempeln, Ordnen und Bündeln zuzuleiten. Weiterhin den Postaustausch in postamtlich verschlossenen Beuteln mit den Luftfahrzeugen zu besorgen und die geflogenen Postkarten an die Empfänger im In- und Ausland auf dem gewöhnlichen Postwege weiterzuleiten. Das dies nicht so einfach mit einer kaiserlichen Behörde umzusetzen war, ist auch aus heutiger Sicht noch nachvollziehbar.

Schließlich lief parallel hierzu auch eine Werbekampagne an, welche auch nach heutigen Maßstäben als durchaus professionell bezeichnet werden kann. Aus dem Inhalt eines Schreibens des Patronates im Mai 1912 an die örtlichen Vereine:

"Wie Ihnen wohl schon bekannt ist, veranstalten Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin in der zweiten Woche des Juni eine allgemeine Postkarten­woche zum Besten der Mutter- und Säuglingsfürsorge. Es ist dabei beabsichtigt, auch Vereine, deren Wirkungskreis nicht unmittelbar auf dem Gebiet der Mutter- und Säuglingsfürsorge liegt, zu bitten, bei dem Verkauf der Postkarten- und Wohlfahrtsbilder mitzuwirken. Diese Vereine erhalten zu Gunsten ihres Vereinsvermögens den unten erwähnten Rabatt. Zum Verkauf gelangen:

1. Postkarten in Bromsilber-Ausführung mit neuen Aufnahmen Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs, Ihrer Königliche Hoheit der Frau Grossherzogin, der Grossherzoglichen Prinzen und eine neue Gruppenaufnahme der Grossherzoglichen Familie, sowie gut ausgeführte Buntdruckkarten nah Originalen von Eugen Bracht. Der Verkaufspreis an das Publikum beträgt 10 Pfg. pro Stück. Die eingangs erwähnten Vereine erhalten bei fester Bestellung von mindestens 50 Stück einen Rabatt von 2 Pfg. pro Karte.

2. Wohlfahrtsbilder mit denselben Aufnahmen in der Grösse von 19/26 cm und einem Passepartout zum Aufstellen. Der Verkaufspreis dieser Bilder beträgt 1 Mk. Die genannten Vereine erhalten bei einer festen Bestellung von mindestens 10 Stück einen Rabatt von 30 Pfg. pro Bild.

Restbestände können auch nach Ablauf der Postkarten­woche ohne Zeitgrenze vertrieben werden. Wir wären auch Ihrem Verein dankbar, wenn er sich an dem Verkauf der Postkarten und Bilder im Interesse der guten Sache beteiligte und eine wenn auch kleine Anzahl von Bildern oder Postkarten fest bestellte. Bestellungen bitten wir umgehend an das Kreiskomitee unseres Kreises (Adresse Großes Kreisamt) zu richten, da spätere Bestellungen von den liefernden Firmen vielleicht nicht mehr ausgeführt werden könnten. Probebilder und Probekarten sind in dem Laden in Darmstadt, Wilhelminenstr. 35 (Ecke Hügelstr.) und in mehreren anderen Läden ausgestellt."

In einem Schreiben des Patronates (Regierungsrat Pistor) am 06. Juni 1912 an die örtlichen Zeitungsredaktionen heißt es:

"Unikum für Markensammler. Die erste deutsche Luftpostmarke ist soeben erschienen und gelangt zur Postkarten­woche der Großherzogin von Hessen am 09. Juni erstmalig und nur für wenige Tage im Großherzogtum und in Frankfurt a. M. zur Ausgabe. Die von Prof. Kleukens entworfene Marke zeigt auf rotbraunem Grund als Symbol der Flugpost einen im Licht der aufgehenden Sonne über den Wolken schwebenden Phantasievogel. Die Auflage ist beschränkt; die Marken erhalten also einen besonderen Wert. Bedingung der Genehmigung des Reichspostamtes war die Garantie, dass alle Luftpostkarten wenigstens einen Teil des Postwegs durch die Luft zurücklegen (Postluftschiff "Schwaben"; Flugzeuge). Der Stempel der Reichspost lautet: "Flugpost am Rhein und Main, Frankfurt oder Darmstadt - (folgt Datum)". Die Flugpost befördert vom 9. Juni ab die offiziellen Karten, die in die Briefkästen der Reichspost zu werfen sind, überall hin. Die Postkarten­woche steht unter dem Patronate der Großherzogin von Hessen. Der Ertrag dient den von ihr verfolgten gemeinnützigen Zwecken (Anfragen unter Postkarten­woche, Altes Palais, Darmstadt)."

Siegelmarke auf Werbebrief
Siegelmarke auf Werbebrief
Werbeanzeige Darmstädter Tagblatt Montag, 10. Juni 1912
Werbeanzeige Darmstädter Tagblatt Montag, 10. Juni 1912